Eiweiß in Tiernahrung

Eiweiß in Tiernahrung

Was ist Eiweiß?

Proteine sind die Bausteine des Körpers und daher für das tägliche Funktionieren des Körpers unerlässlich. Proteine haben viele verschiedene Funktionen im Körper. Sie sind die wichtigsten Strukturbestandteile von Haaren, Federn, Haut, Nägeln, Sehnen, Bändern und Knorpeln.

Eiweiß ist in der Ernährung notwendig, weil es eine Quelle von Aminosäuren ist, die die Proteine des Körpers aufbauen, reparieren und ersetzen. Aminosäuren werden in zwei Gruppen eingeteilt: essenzielle und nicht-essenzielle. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen besteht darin, dass essenzielle Aminosäuren mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, während nicht-essenzielle Aminosäuren vom Körper synthetisiert werden können.

Von den 22 Aminosäuren sind 10 essenziell für Hunde und 11 essenziell für Katzen. Einige der wichtigsten Aminosäuren sind Arginin, Lysin, Methionin, Tryptophan und Taurin. Arginin und Taurin kommen nur in tierischen Proteinen wie Fleisch vor, weshalb sowohl Hunde- als auch Katzenfutter tierische Proteine enthalten muss.

Qualität der Proteine

Die Qualität des Proteins wird durch die Konzentration und Verdaulichkeit der essenziellen Aminosäuren bestimmt. Qualitativ hochwertige Proteine versorgen das Tier mit dem idealen Anteil an essenziellen Aminosäuren, während minderwertige Proteine nicht richtig verdaut werden können. Qualitativ hochwertiges Eiweiß hat eine höhere Bioverfügbarkeit für Haustiere und kann vom Körper besser aufgenommen werden, so dass die Qualität des Eiweißes wichtiger ist als die tatsächliche Menge im Futter. Mit anderen Worten: Je höher die Qualität des Proteins, desto weniger braucht das Tier, um seinen Bedarf an essenziellen Aminosäuren zu decken.

Geflügel, Fleisch, Fisch und Eier gelten allgemein als hochwertiges Eiweiß. Eine Ernährung, die zu 10 % aus hochwertigem Eiweiß (Fleisch und Eier) besteht, entspricht einer Ernährung, die zu 22 % aus Proteinen aus Getreide besteht. In den meisten Fällen besteht Heimtierfutter aus einer Kombination von Proteinen aus verschiedenen Quellen, um die Gesamtqualität und den Aminosäuregehalt zu erhöhen.

Eiweißbedarf

Ein weit verbreiteter Irrglaube unter Haustierhaltern ist, dass Haustiere eine Ernährung benötigen, die fast ausschließlich aus Fleisch besteht. Das ist nicht wahr. Dieser Irrglaube ist wahrscheinlich auf die Marketingtaktik vieler Hersteller von Heimtierfutter zurückzuführen, die versuchen, Heimtierhaltern eine proteinreiche Ernährung schmackhaft zu machen, doch in Wirklichkeit kann eine proteinreiche Ernährung für Heimtiere schädlich sein.

Nach den neuen europäischen Rechtsvorschriften dürfen die Hersteller von Heimtierfutter nicht mehr den Fleischanteil in ihren Produkten angeben, sondern nur noch den Anteil an tierischem Eiweiß. Dies kann in einigen Fällen problematisch sein, da der prozentuale Anteil an Proteinen in einem Produkt weder etwas über die Qualität noch über die Quelle des Proteins aussagt, worauf man unbedingt achten sollte.

Die AAFCO (Association of American Feed Control Officials) hat festgelegt, dass Hundefutter mit einer hochwertigen Proteinquelle 22 % für das Wachstum und 18 % für die Erhaltung enthalten sollte. Für kommerzielles Katzenfutter empfiehlt die AAFCO einen Proteingehalt von mindestens 30 % für Jungtiere und 26 % für erwachsene Katzen. Dies sind Tagesempfehlungen und sollten nicht als Mindestanforderung oder optimale Zufuhr angesehen werden. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass ein höherer Proteingehalt besser ist, solange die täglichen Empfehlungen eingehalten werden. Im Gegenteil, bei der Wahl von Tiernahrung mit hohem Proteingehalt sind verschiedene gesundheitliche Aspekte zu beachten. Daher lautet die Empfehlung, dass der Proteingehalt von Heimtierfutter für Hunde 30 % und für Katzen 45 % nicht überschreiten sollte.

Eiweißmangel

Zu den klinischen Symptomen von Eiweißmangel gehören vermindertes Wachstum, geringere Milchproduktion, Appetitlosigkeit, Haarausfall und schlechtes Haarkleid. Ein Mangel an Kalorien und Aminosäuren erhöht den Abbau von Muskeln und anderen Proteinen im Körper, was zu Muskelschwund, verminderten Blutwerten und Anämie führen kann, wenn er nicht behoben wird.

Eiweißüberschuss

Wenn Haustiere zu viel Eiweiß fressen, können sie es nicht auf einmal verwerten. Überschüssiges Eiweiß kann im Körper nicht für eine spätere Verwendung gespeichert werden, so dass das Tier es über die Nieren mit dem Urin ausscheiden muss. Wenn ein Haustier also über einen längeren Zeitraum eine eiweißreiche Ernährung erhält, besteht die Gefahr, dass die Nieren überlastet werden und das Tier eine Nierenerkrankung entwickelt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Eiweiß ein kalorienreicher Nährstoff ist, so dass Haustiere bei eiweißreicher Ernährung eher fettleibig werden. Dies ist vor allem für Welpen und Kätzchen problematisch, da es zu einer abnormen Entwicklung der Gelenke und Knochen führen kann, was die Tiere später zu Arthritis verleitet.

Ein übermäßiger Proteingehalt in Heimtierfutter kann aus verschiedenen Gründen vorkommen. Hunde sind von Natur aus Allesfresser, aber einige Tierfutterhersteller haben den Mythos geschaffen, dass Hunde Fleischfresser sind und dass eine fleischhaltige und proteinreiche Ernährung daher natürlicher und besser ist. Ein weiterer Marketing-Gag einiger Futtermittelhersteller ist die Behauptung, dass eine proteinreiche Ernährung den Muskelaufbau fördert und zu einem dickeren Fell führt. All diese Werbebehauptungen tragen zu dem Irrglauben bei, dass proteinreiche Tiernahrung gleichzusetzen ist mit hochwertiger Nahrung.

Als Tierhalter sollten Sie sich auch darüber im Klaren sein, dass ein zu hoher Proteingehalt das Futter teurer macht. Hunde und Katzen erhalten Energie aus einem Teil des überschüssigen Proteins. Es ist jedoch eine viel teurere Energiequelle als beispielsweise Kohlenhydrate, die auch für Hunde und Katzen eine bessere Energiequelle darstellen. Alles in allem gibt es keine ernährungsphysiologischen oder wissenschaftlichen Gründe, die für eine übermäßige Eiweißzufuhr in der Ernährung von Haustieren sprechen.

 

Von Therese G. Hosbjerg, DVM und Technical Manager bei Bacterfield GmbH

 

Referenzen:

  • Case L.P., Daristotle L. et al. (2011): Canine and Feline Nutrition. A Resource for Companion Animal Professionals (Third Edition). Mosby Elsevier, Missouri, USA.
  • Hand, M.S., Thatcher, C.D. et al. (2010): Small Animal Clinical Nutrition. 5th Edition. Mark Morris Institute, Kansas, United States of America.
  • Morgan D. (2002): Feeding Your Dog For Life: The Real Facts About Proper Nutrition. Doral Publishing, Sun City, Arizona.
  • Wortinger A. (2007): Nutrition for Veterinary Technicians and Nurses (First Edition). Blackwell Publishing, Iowa, USA.
2018-08-08 07:34:00
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